Archiv 2011
Stiftskirche nachbauen
Gesprächsabend des Heimatvereins mit Hans Jürgen Warnecke.
Um die Burg Borghorst und den Grafen Bernhard, dessen Ehefrau das Stift Borghorst gründete, ging es beim jüngsten Gesprächsabend mit Hans Jürgen Warnecke (r.).Foto: (ka)
Borghorst - „Die Grabplatte des Grafen Bernhard gehört nach Borghorst“, sagte der Historiker Hans Jürgen Warnecke beim jüngsten Gesprächsabend des Heimatvereins Borghorst im Leineweberhaus. Als man 1824 bei Reparaturarbeiten in der alten Stiftskirche die Flursteine auf dem Herrenchor entfernte, wurde das Denkmal aus Bentheimer Sandstein wieder entdeckt und in den St.-Paulus-Dom nach Münster gebracht.
Die Burg des Grafen Bernhard lag auf einem Hügel in Borghorst. Als Heerführer des Sachsenkönigs Heinrich 1. hat er 929 die slawische Burg Lenzen an der Elbe belagert und erobert. Entscheidend für den Sieg des Sachsenkönigs war die damalige Reorganisation des Heereswesens durch die schwere Panzerreiterei.
Grob behauen wirkt die Grabplatte des Grafen Bernhard wie ein Relikt aus vormittelalterlicher Zeit eher von handwerklichem, als künstlerischem Können. Es ist sicher, dass der Stein einer bedeutenden Person zuzuordnen ist, denn bis 1200 wurden nur wenige Persönlichkeiten innerhalb der Kirche beerdigt.
Warnecke wies auf zwei Ausbuchtungen am Kopfumriss hin, die einen Helm andeuten. Dazu trägt die Figur ein Laiengewand. Die Grabfigur liegt etwas versenkt, so dass durch sie das Umhergehen in der Kirche nicht behindert wurde. Starke Abnutzungen an den Rändern des Grabsteins zeugen davon.
Graf Bernhard von Borghorst starb am 13. Dezember 935 ganz jung. Seine Witwe, die Gräfin Berta, ließ ihn in Borghorst beisetzen. Sie wollte am Grab ihres Mannes beten und selbstverständlich auch über viele Jahre seine Einkünfte nutzen.
968 gründete die Gräfin das Stift Borghorst. Sie baute eine Kirche zu Ehren des heiligen Nikomedes und stellte 968 das Stift mit der Kirche unter den Schutz ihres Bruders Adalbert, der war Erzbischofs von Magdeburg. Diese Stiftung bestätigte Kaiser Otto der Große.
„Unseren Bernhard, den hätte ich ja ganz gerne wieder nach Borghorst, denn es ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass es der Grabstein des Borghorster Grafen ist“, betonte Warnecke zum Schluss seiner Ausführungen.
Im Gespräch der Heimatfreunde ging es auch um Details der Burganlage, auf deren Platz die Stiftskirche gebaut wurde. Ausgrabungen an dieser historischen Stelle würden sicher hochinteressante Dinge zu Tage bringen, meinte Warnecke. Genau wie vor 100 Jahren, als man bei den Fundamentarbeiten für die neue Nikomedeskirche alte Baumsärge gefunden hat. Sie sind leider auch nach Münster gebracht worden und im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff verbrannt.
Der Wunsch Warneckes, die alte Stiftskirche mit dem Kirchplatz und Wohnhäuser sowie dem Klünderbach mit der Doppelgräfte, die den Burghügel schützten, als Modell nachzubauen, stieß bei den Heimatfreunden auf offene Ohren. Alte Karten und Fotos sind vorhanden.
VON KARL KAMER
Ein Artikel aus den Westfälischen Nachrichten vom 02.12.2011www.westfaelische-nachrichten.de