Categories: Pressespiegel
      Date: 43,2019,2019
     Title: Theaterstück der Laienspielschar Borghorst feiert gelungene Premiere 

Im Kurhotel geht’s turbulent zu



Die kesse, vor rustikalem Charme nur so sprühende Bäuerin Rosalinde (l.) hat wieder ein Opfer gefunden und zeigt Isolde ihre Bauernhof-Bilder. Foto: Rainer Nix

Es ist schon ein fideles Haus, dieses „Kurhotel am Buchenberg“. Der Schauplatz des gleichnamigen Theaterstückes ist eigentlich ein Hort der Ruhe sowie der Rekreation gestresster Körper und Seelen. Bereits als Kurgast Rosalinde Linde, hinreißend verkörpert von Marion Kösters, die Bühne betritt, ahnen die Zuschauer, dass es spaßig wird. Sie werden nicht enttäuscht.

Am Samstagabend feierte der Dreiakter, Originaltitel „Kurhotel Dieksiel“ von Christiane Cavazzini in der Mensa des Gymbo Premiere. Wolfgang Binder übertrug das Stück ins Plattdeutsche, die Laienspielschar des Heimatverein Borghorst führt es auf. Regisseur Wolfgang Weßling und seine Akteure inszenierten die Komödie mit viel Liebe zum Detail. Skurrile, griffige Charaktere lassen die Aufführung keine Minute langweilig werden. Da ist die Bäuerin Rosalinde, die nur so sprüht vor derbem, rustikalem Charme und vor allem über amouröse Dinge gut Bescheid weiß. Dabei ist datiert ihre letzte Beziehung aus der Zeit, „als Michael Jackson noch schwarz war.“ Sie ist zwar manchmal etwas begriffsstutzig doch keineswegs auf den Kopf gefallen. Das bemerkt auch Pastor Peter Engel, mit viel Witz dargestellt von Regisseur Wessling. Der Klerikale bekommt erst einmal den Schreck seines Lebens. „O Herr, warum prüfst du mich so?“ Ist er womöglich der Vater von Petra Sonnenschein, weil er sich vor 27 Jahren einer Versuchung hingab?

Petra kommt in Gestalt von Bettina Wellering echt freakig daher, was Zivi Fiete gleich höchste Verzückung bereitet. Sie gerät ins Schussfeld der Isolde von Harder, einer kühlen, vornehm wirkenden Person, deren Charakter Maria Stegemann aristrokratisch korrekt auf die Bühne bringt. Herbert Michels, Kurgast und Beamter, beobachtet ständig die Damen im Haus und taxiert, ob nicht die Frau seines Lebens darunter sein könnte. Michael Topp haucht dieser Gestalt mit einer guten Prise Humor ihr Leben ein.

Die gute Seele des Hotels ist Schwester Wiebke, die allerdings ein dunkles Geheimnis hat, das sich in einem Flachmann verbirgt der immer rausgeholt wird wenn es niemand sieht. Anne Hengstmann spielt diese Rolle. Gemeinsam mit Frau Dr. Appel, sachkundig dargestellt von Maria Koch, gehört sie zum Personal, bei dem alle Fäden zusammenlaufen.

Verdient viel Applaus gab es für alle Darsteller, die sich ganz prächtig in ihre Rollen hineinfanden. Auch Bühnenbau und Kulissen von Heinz-Werner Schüring und Christoph Kübel verdienen Lob. Ebenso machten die Souffleuse Marlies Edeler und Maskenbildnerin Brigitte McDonald einen guten Job.

Über dem turbulenten Handlungsablauf schwebt ein furchtbarer Verdacht. Hat die Innung einen Spion eingeschleust, der die Qualität des Kurhotels prüfen soll? Die illustren Gäste mit ihren gegensätzlichen Charakteren scheinen zwar zum Teil einander nicht grün zu sein, doch bei einem feuchtfröhlichen Abend nähern sie sich wundersam an. Festigen sich die zarten Bande zwischen Rosalinde und dem evangelischen Pastor, dem Beamten Michels und der Adeligen von Harder sowie zwischen Fiete und Petra? Das wird noch nicht verraten, denn das Publikum der weiteren Aufführungen möchte auch noch ein wenig rätseln...