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29.03.2024

Aktueller Pressespiegel

„Papa Gnädig“ plaudert über 30 Jahre als Amtsrichter


Foto: ka
„Papa Gnädig“ plaudert über 30 Jahre als Amtsrichter

„Papa Gnädig“ plaudert über 30 Jahre als Amtsrichter



BORGHORST Nach fast zweistündiger Sitzung vor dem Amtsrichter a.D. Claus Hagedorn wurden den Borghorster Heimatfreunden am Mittwochnachmittag kein Freiheitsentzug, keine Geldstrafen, Bewährungsauflagen oder Arbeitsstunden aufgebrummt.
Ganz herzlich bedankte sich der erste Vorsitzende des Heimatvereins Franz Josef Schönebeck bei Claus Hagedorn mit dem Bildband "Borghorst meine Heimat".

Im Gegenteil, man freute sich über einen unterhaltsamen und äußerst informativen Nachmittag. Hagedorn hatte seinen Zuhörern im voll besetzten Medienraum des Heimathauses aus seinem 30- jährigen Berufsleben als Strafrichter am Amtsgericht in Burgsteinfurt erzählt.

Bekannt als „Papa Gnädig“ mit einem goldenen Daumen hat Hagedorn immer zuerst die Menschen gesehen, reuige Sünder ernst genommen und ihnen eine Chance gegeben, Ganoven und „seine Freunde“, die immer wieder vor dem Richtertisch standen, gerecht verurteilt. Wenn man aber versuchte, ihn auszutricksen, konnte er auch sauer werden. „Ich bin eigentlich ziemlich gutmütig“, beteuerte der Amtsrichter a.D..

Prägung durch Studium

Geprägt habe ihn die Zeit, als er als junger Mensch sein Studium selbst verdient und zum Beispiel bei Knüver Schrott sortiert habe. Bei seinen Besuchen in geschlossenen Anstalten habe er viel erlebt.

Auch weite Reisen, die ihn und seine Frau bis nach Sibirien, zu den Favelas in Südamerika oder den Aborigines in Australien führten, hätten ihn geprägt. Er sah nicht nur die schönen Seiten der Länder, sondern lernte auch die Menschen und deren Elend kennen.

Betroffenheit und Tränen

Nach schweren Verkehrsunfällen, bei denen es Tote zu beklagen gab, sei die Stimmung im Gerichtssaal immer eine völlig andere gewesen. Da seien selbst ihm als hartgesottenen Richter auch schon mal die Tränen gekommen.

Betroffen sei er auch immer gewesen, wenn Kinder im Spiel waren. Als geradezu widerwärtig hat es Hagedorn in den letzten Jahren erlebt, wenn es um Kinderpornographie ging. „Das ist mir schon ziemlich nahe gegangen“, so Hagedorn.

Umgang mit Tieren

Schrecklich war es auch für ihn, wenn es Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zu beurteilen gab. „Es ist unvorstellbar, wie Menschen mit Tieren umgehen können“, zeigte sich der Richter jetzt noch entrüstet.

Hagedorn konnte aber auch lustige Geschichten aus seiner Amtszeit erzählen, als er zum Beispiel bei einem Schützenfest vor der Theke eine „guten Kundin“ begegnete, seine „Freunde“ von einer Bank in Borghorst gemeinsam aufstanden, um ihn mit „Guten Morgen Herr Richter“ zu begrüßen. Oder auch, als ihn eine Dame von der Herbertstraße in Hamburg, die er wegen Alkohols am Steuer verurteilt hatte, zum Besuch in die Hansestadt einlud.

Beruf mit Leib und Seele ausgeübt

„Ich habe meinen Beruf immer mit Leib und Seele ausgeübt. Das war eine tolle und harte Zeit“, betonte Hagedorn. Aus diesem Grund sei er auch nicht vorzeitig in den Ruhestand gegangen.

Von Katharina Voßschulte
Ein Artikel aus der Münsterschen Zeitung vom 26.02.2010
www.muensterschezeitung.de



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