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28.03.2024

Archiv 2014

Gesprächsrunde im Heimathaus


 

Gesprächsrunde von elf älteren Borghorstern bei ihrem ersten Treffen im Heimathaus.


Otto Leser, Ludger Wessels, Bruno Eierhof, Werner Holz, Franz Brinkhaus, Karl Holthaus, Karl Haverkamp, Bernhard F. Frahling, Tonius Eschmann, Heinz Gövert und Heinz Oskamp (v.l.) waren der Einladung des Vorsitzenden Franz Josef Schönebeck gefolgt.


Heinz Oskamp (l.) hat dem Heimatverein neun Erstausgaben des Geistlichen und westfälischer Mundartdichters und Schriftstellers Augustin Wibbelt geschenkt.


Ein Ölgemälde des Borghorster Künstler Franz Heilmann, dass der Vorsitzende des Borghorster Heimatvereins Franz Josef Schönebeck zum Auftakt einer Gesprächsrunde von elf älteren Borghorstern bei ihrem ersten Treffen im Heimathaus zeigte, bot sofort genügend Gesprächsstoff, um vom Höcksken auf´s Stöcksken zu kommen.

Das Bild aus dem Büro des ehemaligen Mitarbeiters im Baudezernat Josef Achterkamp zeigt ganz eindeutig einen Blick auf den Buchenberg. Da war man sich sofort einig. Ob es sich bei dem einzigen Haus auf dem Gemälde aber um den Hof Fleige, Möllerings- oder Spins Kotten handelt, darüber konnte man sich nicht einigen. Die Diskussion gab aber den Anstoß, von August Spin zu sprechen, der mit vier weiteren Brüdern dort am Buchenberg wohnte. Eine holländische Familienangehörige der Sippe Spin sei zum Schweinemarkt im Heimathaus gewesen, um sich nach ihrer Familie, die aus Holland stammt zu erkundigen, berichtete Schönebeck.
Das Borghorster Urgestein Bernhard F. Frahling hatte den Heimatvereis- Vorsitzenden bereits mehrmals darum gebeten, einige etwas in die Jahre gekommenen Mitbürger einzuladen, um darüber zu sprechen was die Menschen früher bewegt hat. Alle waren am Dienstagnachmittag der Einladung ins Heimathaus gefolgt: Otto Leser, Ludger Wessels, Bruno Eierhof, Werner Holz, Franz Brinkhaus, Karl Holthaus, Karl Haverkamp, Bernhard F. Frahling, Tonius Eschmann, Heinz Gövert und Heinz Oskamp. Heinz Oskamp hatte mit neun Erstausgaben des Geistlichen und westfälischer Mundartdichter und Schriftstellers Augustin Wibbelt, aus dem Nachlass seines Vaters Alois Oskamp, sogar ein Geschenk mitgebracht.
“Jeder sollt zu Wort kommen“, betonte Frahling. “Die Kirche war der Mittelpunkt. Der Sonntag war uns heilig”, sagte der Heimatfreund. Der Kirchgang bot der Landbevölkerung die einzige Kommunikationsmöglichkeit. Wo haben die Bauern mit ihren Kutschen ausgespannt? Wo haben sie eingekauft und ihr Schnäpsken getrunken?, regte Frahling das Gespräch an.
“Wo verliefen die alten Kirchwege?,  fragte Pfarrer em. Karl Holthaus. Das Wissen um die alten Wege ginge verloren. Gemeinsam gelang es, einige Strecken nachzuvollziehen. Wie ein Spinnennetz seien die eingetragenen Wege aus den Bauerschaften in die Dorfmitte verlaufen.
Sie dienten auch der Feuerwehr, um bei Bränden zu den Höfen zu eilen. Später wurden an diesen Wegen Brandremisen eingerichtet, in denen Ledereimer, Helme oder Handspritzen gelagert wurden, wusste Bruno Eierhoff. Auf dem Wilmsberger Kirchweg, an der jetzigen Brücke über die B54, hätte “Holtmanns Station” gestanden, mit einem guten Ausblick auf den Steinberg, Göverts Trappen und über die Wiedau. “Diese Wege sind es Wert, das sie Nachskiziert werden”, forderte Karl Holthaus.
"Mariä Geburt sind de Nüete guet und treckt de Schwalben furt“ wusste man sofort als Heinz Oskamp von seiner Fahrt zu “Mariä Geburt” nach Eggerode erzählte. Bei einem Gespräch mit einem Schermbecker Ehepaar sei es auch um den Messdienervikar Timmermann gegangen. Von diesem Borghorster Priester konnte nun wirklich jeder etwas berichten. “Ein kleiner dicker Mann führt das rote Völkchen an”, hieß es. “Messdiener laufen nicht, sie schreiten”, wusste einer, man sprach über die Händehaltung der Altardiener, die der Vikar forderte und wie man mit Timmermann das lateinische Stufengebet einstudiert hat. “Das "Suscipiat” kann ich heute noch auswendig. Ich war gerade acht Jahre alt und musste das große Messbuch rumtragen”, erzählte Oskamp von dem anstrengen Altardienst. Den Dienst in der Krankenhauskapelle bei den Nonnen habe man besonders gerne gemacht. “Da gab es das beste Frühstück”.
Als Pfarrer Holthaus von einer neuen Fischtreppe in der Steinfurter Aa erzählte, die zurzeit in Wilmsberg gebaut wird, drehten sich die Gespräche um die Borghorster Gewässer. Man sprach über den Verlauf des Klünderbachs und dass es im Einzugsbereich des Kuhlenbachs 80 Kuhlen gegeben hätte, die das Hochwasser zurück hielten. Dazu wurde Bilder vom Katastrophenjahr 1909 gezeigt, auf denen das Hochwasser “Auf der Linde” zu sehen ist.
Als sich die Gespräche nach zwei Stunden um die derzeitige Situation in der Borghorster Geschäftsleute drehten, nach dem Krieg hätte es 24 Bäcker gegeben von denen jetzt nur noch die Bäckerei Froning existiere, versuchte Schönebeck den Schlusspunkt zu setzen.
Da erinnerte Holthaus daran, das vor 100 Jahren der 1. Weltkrieg begann. Ganze Abiturjahrgänge hätten sich mit großem Hurra freiwillig zum Militär gemeldet und wie die Stimmung nach der Marne- Schlacht kippte. Man könne über diese Dinge nicht hinwegsehen. “Wie war die Grundhaltung in Borghorst? Was hatten wir für Denkmale? Gibt es noch Postkarten aus dem Feld?”, fragte der emeritierte Pfarrer. Man müsse die Geschichte dieser Zeit aufarbeiten.
Schnell einigte man sich darauf, sich in etwa vier Wochen wieder zu treffen, um weiter über die alten Zeiten zu sprechen.

Von Karl Kamer



Öffnungszeiten Heimathaus

Das Heimathaus Borghorst ist für Besichtigungen jeden 2. Sonntag im Monat von 15:00 Uhr bis 17:30 Uhr, sowie für Gruppen nach Vereinbarung, geöffnet. Der Eintritt ist frei..

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