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29.03.2024

Aktueller Pressespiegel

Kein Mitleid, sondern Normalität


Woche der Brüderlichkeit: Goldschmied Werner Bülter stiftet Königsschild von Albert Heimann

Borghorst - Der rote Faden als Platzhalter an der Königskette ist dem Orden gewichen. Albert und Frieda Heimann haben 92 Jahre nach dem Königsschuss ihren Platz in der Reihe der Regentenpaare der Bürgerschützen bekommen. Josef Bergmann als Sprecher der Initiative Stolpersteine nannte es gestern Morgen im Haugen Stuoben des Heimathauses einen „historischen Augenblick“, als Goldschmiedemeister Werner Bülter das von ihm gestaltete und gestiftete Schild an die Königskette heftete.

Der Orden des von den Nationalsozialisten deportierten jüdischen Ehepaars hat an der Kette der Bürgerschützen bewusst keinen Ehrenplatz erhalten, wie Werner Bülter in seiner Rede erläuterte. Die Silberplakette hängt genau dort, wo sie hängen würde, wenn sie nie entfernt worden wäre. An ihrem chronologisch richtigen Platz. „Als einer unter vielen. Das war mir ein wichtiges Anliegen“, so Werner Bülter. Zur Erläuterung zitierte er aus einer Rede einer deutsch-türkischen Frau, die bei der Gedenkfeuer für die Opfer des Rechtsextremismus gesprochen hatte. „Sie wollte keine Ehrung oder Mitleid. Sie wollte Normalität.“ Die forderte auch Alfred Voges als stellvertretender Bürgermeister und Präsident der Vereinigten Schützen ein. „Wir nehmen Frieda und Albert Heimann in unsere Mitte und damit das Leben der Borghorster Juden in unserer Stadt an.“ Voges zitierte den Künstler Günter Demnig, der in Borghorst 39 Stolpersteine verlegt hat: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Das wird im Fall Albert Heimann nicht mehr der Fall sein, betonte Jürgen Saerbeck, Zweiter Vorsitzender der Bürgerschützen. Der Verein werde ihrem jüdischen König ein ehrendes Andenken bewahren. Saerbeck schilderte außerdem, unter welchen Umständen das Schützenfest 1920 gefeiert wurde. Überliefert ist der Ausspruch von Albert Heimann an seine Frau Frieda: „Ich bin Könige der Bürger geworden, kauf‘ Dir ein neues Kleid.“ Jürgen Saerbeck überreichte der Stolperstein-Initiative eine Spende. Damit der Übergaben aber nicht genug: Mechthild Upmann stellte für die Initiative Stolpesteine ein neues Faltblatt vor, das Interessierte zu Stationen des jüdischen Lebens in Borghorst führt. Und das mit Kurzbiografien, Bildern und Texten. Mechthild Upmann: „Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen ist das Ziel.“ Zuvor hatte Angelika Schoo eindrucksvoll aus dem Leben der Heimanns berichtet. „Albert Heimann hat bis zuletzt Würde und Stolz nicht verloren“, betonte sie. Für die passende Musik bei der Feierstunde zur Woche der Brüderlichkeit spielte Isabelle Adam.

Von Axel Roll

Ein Artikel aus den Westfälischen Nachrichten vom 21.03.2012
www.westfaelische-nachrichten.de



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