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19.04.2024

Archiv 2012

Als wenn nichts gewesen wäre


Werner Bülter stiftet Heimann-Plakette

Werner Bülter hat das verloren gegangene Königsschild von Albert Heimann durch ein neues ersetzt. Es zeigt auf der Vorderseite die Villa Heimann (kl. Foto). Foto: ar

Borghorst - Ein kleines rotes Bändchen markiert jetzt noch den Platz an der prächtigen Königskette. Dort, zwischen den Königen der Jahre 1919 und 1921, wird Werner Bülter bei der Feierstunde zur Woche der Brüderlichkeit (Sonntag um 11 Uhr im Heimathaus) das silberne Königsschild von Albert und Frieda Heimann, dem Königspaar der Bürgerschützen im Jahr 1920, einhängen. So als wenn nichts gewesen wäre.?.?.

Natürlich ist eine ganze Menge passiert. Unfassbares, das in der Deportation der jüdischen Familie während der Naziherrschaft gipfelte. Wahrscheinlich ist in dieser Zeit auch das Königsschild von der Bürgerschützenkette verschwunden. Albert Heimann war nämlich, die meisten Borghorster werden es auch dank der Stolperstein-Initiative mittlerweile wissen, Jude. Und Werner Bülter möchte, dass zumindest heute, rund 70 Jahre später, klar wird: Albert Heimann war ein Borghorster wie die anderen Könige der Bürger auch. Fast 20 Stunden hat der Goldschmiedemeister an dem Schild gesägt, gelötet, gehämmert, gefeilt, graviert und poliert. Die Vorderseite ziert ein Abbild der Heimann-Villa, Werner Bülter hat sie dafür vorher fotografiert. Drumherum legt sich die Gravur: Königspaar Albert u. Frieda Heimann, 1920 – 1921. Auf der Rückseite findet sich der Hinweis: Im Gedenken an das jüdische Schützenkönigspaar – gestiftet im Jahr 2012. „Schlicht und unaufdringlich“, so der 58-Jährige, „sollte das Schild werden“, erläutert Bülter. Warum er es aus eigener Initiative entworfen und gestiftet hat, darüber wird der Goldschmied am Sonntag ausführlich berichten. Mit Königsschildern ist Werner Bülter gewissermaßen per du. Schon sein Vater hat solche Orden immer gerne angefertigt. Noch heute ist das Haus Bülter an der Münsterstraße feste Anlaufstelle für Schützenvereine. Und gerade die Ketten der Bürgerschützen kennt Bülter besonders gut. Lange ist‘s her, da hat er einige repariert und die Schilder chronologisch korrekt sortiert. Darum ist sich Werner Bülter auch sicher: „Das neue Schild ist garantiert das haltbarste.“ Es ist aus zwei Silberplatten gemacht. Im Gegensatz zu vielen Plaketten, die aus sehr dünnem Silber entstanden sind. Die Schrift hat der Goldschmied per Hand graviert. „Das ist in 100 Jahren noch zu lesen.“ Werner Bülter schaut sich die alten Königsketten immer wieder gerne an. „Sie sind mit ihrer Machart und den Sprüchen ein interessantes Spiegelbild ihrer jeweiligen Zeit.“
Von Axel Roll

Ein Artikel aus den Westfälischen Nachrichten vom 16.03.2012
www.westfaelische-nachrichten.de








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